Auf dem Münchner Jakobsweg 10. Tag 12.05.2023 Kempten – Weitnau 28,6 km
- Marko Priem
- 12. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit

Nach einer ruhigen Nacht bin ich früh gedankenverloren etwas verwundert, warum die Zahnpasta heute so schwer aus der Tube kommt. Leider habe ich die Zahnpasta mit dem Hirschtalg verwechselt, welches ich für die Füße nehme. Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig vor dem Zähneputzen gemerkt. Also Zahnbürste sauber machen und alles noch mal von vorn. Ich stelle jedoch fest, dass die Hirschtalg-Tube auch ohne mißbräuchlicher Verwendung fast leer ist. Gut zu wissen, hier werde ich nicht sparen, weil ich überzeugt bin, dass diese Creme mich bis jetzt blasenfrei gelassen hat. Das Frühstück ist auch in Kempten ausgesprochen gut und ich habe das Gefühl, dass die Hotelchefin Pilgerern besondere Aufmerksamkeit schenkt. Allerdings bin ich heute hier auch wieder der einzige Pilgerer. Wir verabschieden uns herzlich, die Chefin bietet mir noch den Pilgerstempel an aber den habe ich mir schon gestern geholt. So geht es noch einmal durch die Innenstadt, ich finde einen DM und hole mir eine neue Tube Hischtalg. Es geht vorbei am Residenzschloss und dann mit steilem Anstieg nach Mariaberg. An der Kapelle hat man noch einmal einen schönen Ausblick auf Kempten. Unterwegs kommt mir noch eine Gruppe mit Moderationszubehör und flipchart entgegen. Sieht nach einer Outdoor-Teamentwicklung aus. Der Weg ist heute etwas besser und vor allem es regnet mal nicht. Der Weg führt mich weiter zum Herrenwieser Weiher und dann auf einer ehemaligen Bahntrasse in das kleine nette Örtchen Ahegg. Von dort beginnt der Anstieg nach Buchenberg wo ich sogar einen Edeka finde. Hier gibt es noch einmal Obst. Auf dem weiteren Weg stelle ich fest, dass meine Lesebrille den Geist aufgegeben hat. Zum Glück habe ich noch eine Sonnbrille mit Lesehilfe dabei. Unterwegs treffe ich tatsächlich auf eine kleine Tageswandergruppe. Ein Herr bleibt stehen und interessiert sich für meinen Weg. Bis Weitnau ist es nicht mehr soweit, wenn ich den Weg über die alte Bahntrasse nehme. Er erzählt mir, dass er hier früher noch mit dem Bähnle gefahren ist. Ich finde es schade, dass es diese kleinen romantischen Zugstrecken kaum noch gibt. Wenigstens wurden viele zu Radwegen ausgebaut und hier war ich auch schon oft ein Nutznießer auf meinen Radtouren. Bin ich vor zwei Jahren von der Eiffel auf so einer Bahntrasse bis nach Aachen geradelt, immer an der deutsch-belgischen Grenze entlang. Als ich die Bahntrasse später kreuze, entscheide ich mich aber für den ursprünglichen Camino, der es noch einmal in sich hat. Es gibt einen nächsten steilen Anstieg auf den Sonnengratweg, ein wunderschöner über 1000 m hohen Höhenweg. Unterwegs überquere ich die europäische Wasserscheide (Donau/Rhein). Man hat einen wunderbaren Weitblick mal auf der linken, dann wieder auf der rechten Seite. Der Weg lohnt sich auf jeden Fall. Nach einigen Kilometern geht es dann über steile Serpentinen ins Tal und ich erreiche nach 28 km Weitnau. Meine Unterkunft, ein uralter Gasthof ist direkt neben der Kirche. Im Ort besorge ich mir schnell eine neue Lesebrille.
Beim Essen treffe ich zuerst auf den ersten Teil einer größeren Pilgergruppe aus Würzburg. Bevor der 2. Teil kommt, wird über diesen hergezogen. Der eine läuft zu langsam, der andere ist egoistisch und läuft nur vorne weg. So geht das, bis der 2. Teil der Gruppe kommt. Dann wird auf einmal alles friedlich. Nein, dann laufe ich doch lieber allein. Ein Gutes hat das Treffen allerdings. Die Gruppe verfällt in leichte Panik, als über den bevorstehenden Bahnstreik gesprochen wird. Der soll bis Dienstag, genau den Tag meiner Abreise aus Lindau dauern. Hm. Die Gruppe diskutiert, ob sie sie 2 Kleinbusse mieten soll. In der zeit buche ich sicherheitshalber schnell ein Ticket bei FlixBus. Die 2 Busse werden für die Gruppe dann letztendlich auch angemietet. Die Rückfahrt ist somit gesichert. So kann ich beruhigt schlafen gehen und freue mich auf den morgigen Tag.




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