Auf dem Münchner Jakobsweg 11. Tag 13.03.2023 Weitnau-Simmerberg 28 km
- Marko Priem
- 13. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit

In der Nacht werde von den lauten Stimmen der Würzburger Pilgergruppe wach. Bis 01.30 Uhr haben sie noch im Gastraum verbracht, vergessen völlig, dass sie nicht allein im Gasthof sind. Eine Weile halte ich es aus aber nachdem ich von dem Lärm nicht mehr in den Schlaf komme, setze ich einen lauten Brüller ab. Die Herren machen sich jedoch eher lustig. Erst als ich mein Zimmer mit dem 10 cm langen Schlüssel aus dem vorletzten Jahrhundert aufschließe und in den Gang marschiere und sehr lautstark um Ruhe bitte, erkennen die Herren eine mögliche ernsthafte Auseinandersetzung mit mir und ich höre ein „Sorry“. Danach wird es sofort leiser und ich kann die 2. Schlafschicht einlegen. Zum Frühstück sitzt einer der Herren bereits am Tisch, ich grüße aber er dreht sich lieber gar nicht erst um. 10 Minuten später kommen die restlichen Teilnehmer*innen der Gruppe. Ich lasse mir meinen Ärger nicht anmerken. Die Herden-Älteste, gestern beim Essen auch die ruhigste, deren kleines aber ausgesprochen faltiges Gesicht immer wieder hinter dem für sie viel zu großen Weißbierglas verschwand, erzählt von einem Geschrei eines Mannes in der Nacht. Ich gehe davon aus, dass sie auch eher schlafen gegangen war. Der Rest der Gruppe schweigt und ich gehe davon aus, dass mit einigen Gesten still auf mich gedeutet wird. Bin ich ja der einzige männliche allein gehender Pilgerer im Haus, bleibt ja nicht viel anderes übrig. Einer der Gruppe versucht dann doch mit mir Kontakt aufzunehmen, dreht sich um und erkundigt sich nach dem Weg. Der Alkohol schwimmt noch in seinen blutunterlaufenen Augen. Ich erfahre, dass die Gruppe in Kempten gestartet ist und auch nach Lindau läuft. Ich schließe meinen Frieden und gebe bereitwillig von meiner Tour Auskunft. Dann kommt nochmal das Thema Bahnstreik auf und ganz stolz berichtet der „Ich-bin-hier-der schlauste-Pilgerer“, dass er 2 Busse für die Rückfahrt nach Würzburg organisiert hat. Weiß ich doch, Du Schlafsack! Ich hab euch gestern belauscht. Am Nachmittag erfahre ich dann auch, dass der Bahnstreik abgewendet wurde. Ich fahre trotzdem FlixBus. Versöhnlich wünsche ich der Gruppe einen guten Weg und hoffe, dass wir uns nicht mehr wiedersehen. Ich starte so dann gleich und es geht mit einen schönen Anstieg hinaus aus dem noch schlafenden Ort. Der Weg ist mit Holzspänen ausgelegt, zum einen ist er so nicht matschig zum Anderen ist der weiche aber trockene Boden Balsam für meine Füße.
Der ersten Kilometer ist es sehr neblig und ich weiß noch nicht in welche Richtung sich das Wetter entwickelt. Als ich so an der Nebelgrenze ankomme, gibt es leichten Sprühregen. Mal mehr, mal weniger. Unterwegs gibt es noch eine Teamsitzung mit einer Herde Kühe, die mir den Weg versperren. Nachdem alle Standpunkte ausgetauscht sind, machen die Kühe den Weg frei. Zwischen den Waldwegen tauchen immer wieder kleine beschauliche Dörfchen mit kleinen Kapellen auf. Bei Genhofen habe ich bereits kurz vor 14 Uhr 21 km hinter mir und es fängt jetzt auch stärker an zu regnen. Ein Zeichen für einen weiteren Eckpfeiler meiner Zeitrechnung. Kocher auspacken, kochen und Dynamo gegen unsere Freunde aus Zwickau schauen. Die 3 Punkte sind im Rucksack und nach dem es über eine Stunde gegossen hat, lässt der Regen langsam nach. Ich komme nach Hopfen und stoße auf den Käseladen der Sennerei. Den kenne ich schon, kreuze hier den Radweg, den ich vor 2 Jahren von München über das Allgäu, über den Bodensee nach Zandvoort bei Amsterdam an die Nordsee geradelt bin. Dann geht es über einen Wald- und Wiesenweg nach Simmerberg. In der Kirche hole ich mir noch meinen Pilgerstempel und finde gleich in der Nähe meinen Gasthof. Heißt auch „Zur Krone“, wie der letzte.





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