Auf dem Münchner Jakobsweg 12. Tag 14.05.2023 Simmerberg – Scheidegg über Wasserfälle 18,77 km
- Marko Priem
- 14. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit

Gestern Abend hatte ich beim Essen noch ein nettes Gespräch mit einem älteren Ehepaar vom Nachbartisch. Die beiden sind aus dem Nachbarort und wir unterhalten uns über die schöne Gegend und natürlich auch über meine Pilgertour. Die Frau meinte dann, ich dürfte ja eigentlich nicht im Gasthof übernachten sondern nur in einer Pilgerherberge. Darauf hin frage nach, welche Sie mir hier denn empfehlen würde. Das wußte sie nicht. Es gibt sicher welche aber eben nicht viele in Deutschland. Zumindest nicht am Münchner Jakobsweg. Vielleicht bin ich da auch noch zu unerfahren. Und ob ich immer in einer Herberge mit mehreren Leuten schlafen möchte, weiß ich auch nicht. Soll jeder selbst entscheiden. Am Morgen bin ich mal wieder der erste und vielleicht auch der einzige beim Frühstück. Als ich so meine Sachen einpacke und den Regenumhang zusammenlegen möchte, schaue ich aus dem Fenster und es gießt wie aus Kannen. Jetzt kippt nun doch meine Stimmung, war es doch vor dem Frühstück noch trocken. Als ich so aus dem Fenster in den Regen schaue, fällt mir wieder ein uraltes Lied von Udo Lindenberg ein. Bumerang mit den Zeilen „ …was ist schon gut am Regen, man sieht die Tränen nicht…“. Suche ich mir natürlich gleich raus und höre es mir an. Na ja der Text hebt meine Stimmung auch nicht gerade aber die Melodie nehme ich als Ohrwurm mit und mache mich auf den Weg durch den Regen. Unterwegs auf den ersten Kilometern beobachte ich das Schauspiel der tiefhängenden Wolken, hat ja auch was, so was gespensterhaftes. Der Weg geht an der Hausbachklamm vorbei in das beschauliche Örtchen Weiler. Am Ortsausgang Bremenried entscheide ich mich noch einmal umzukehren. Ich gehe zurück zur Sennerei und hole mir ein Stück Käse. Heute ist schließlich Sonntag. Und für den doppelten Wegabschnitt gibt es zur Belohnung noch ein kleines Stück Schinken dazu. Dann geht es weiter bergauf nach Altenburg. Hier kommt mir ein kläffender kleiner Dorfhund entgegen, kommt immer näher und zwischen dem Bellen kommt auch das Knurren dazu und ich spüre Gefahr. Ein kleiner Junge ruft den Hund zurück, der hört aber gar nicht und sucht den Angriff. Nun gibt’s dann doch eine kräftigen Hieb mit meinen Wanderstock. Ich treffe ihn gleich beim ersten Mal und er lässt von mir. Der Junge ruft mir zu, „das mag der Hund gar nicht, ich rufe zurück, „ich auch nicht“ und ziehe schnell weiter. Ich mache noch einen kleinen Abstecher zur Burgruine Altenburg, die immer mehr zuwächst. In Böserscheidegg kommt mir das nächste Regenband entgegen und es beginnt wieder zu schütten. Ich verziehe mich in die Bushaltestelle und koche mein Mittag, nehme mir Zeit, bis der Regen nachlässt.
Auf dem weiter ansteigenden Weg nach Scheidegg geht’s vorbei am Freiluftaltar. Auch ich lege mein Steinchen hinzu und ziehe weiter. Am Ortseingang von Scheideck geht es an verschiedenen Kurkliniken vorbei. In Scheidegg angekommen finde ich meinen Gasthof auch wieder gleich neben einer der Scheidegger Kirchen. Der Gasthof hat noch geschlossen, so mache ich noch ein paar Kilometer Abstecher zu den Scheidegger Wasserfällen. Auf dem Wanderparkplatz muss ich mir die Augen reiben. Steht dort ein Wohnmobil mit einem wunderschönen Bild von meiner Lieblingsstadt Dresden am Heck und natürlich mit der Kennzeichenumrandung „Sportgemeinschaft Dynamo Dresden“ 2 Plätze weiter gleich noch ein Wohnmobil mit Kennzeichen aus Bautzen und auch als Dynamobil hergerichtet. Wir werten kurz das gestrige Spiel aus und dann ziehe ich weiter zu den Wasserfällen. Schon sehr tourimäßig hier aber wenn man schon mal da ist.
Auf dem Rückweg suche ich das Pilgerzentrum auf und als ich dort reinkomme sehe ich 2 Männer diskutieren. Und wen sehe ich da. Den „Ich-bin-hier-der-schlauste-Pilgerer“ aus der Würzburger Pilgergruppe. Er würdigt mich natürlich keines Blickes. Vom Pfarrer und Chef des Pilgerzentrums hole ich mir meinen Pilgerstempel. In der Diskussion geht es um die Nachtplanung der Gruppe, wer schläft mit wem in den Vierer-Zimmern. Der Pfarrer bietet mir hier auch Unterkunft an, ich erkläre ihm aber dass ich schon gebucht habe. Wir tauschen uns noch über den Weiterweg durch die Schweiz aus, er kennt ich sich hier wirklich gut aus. Er lädt mich zum Glas Wein am Abend mit der Gruppe ein oder ich soll morgen früh nach dem Frühstück vorbeikommen. Er hat gute Übernachtungsmöglichkeiten zumindest für die ersten 2 Wochen in der Schweiz. Das Angebot nehme ich gern an, da ich nächstes Jahr dort weitergehen möchte. Er gibt mir auch noch den Tipp über den Pfänder nach Bregenz zum Bodensee zu gehen. Werde ich wahrscheinlich auch machen, da der Weg direkt nach Lindau nicht so schön sein soll. Lieber fahre ich dann mit der Fähre von Bregenz nach Lindau. Wenn ich noch Körner in den Beinen habe laufe ich auch gern am Seeufer entlang. Mal sehen. Danach ist dann auch die Rezeption des Gasthauses besetzt. Nach dem Duschen mache ich noch einen Spaziergang zum Kreuzberg, da jetzt die Sonne scheint. So gibt es dann doch noch einen versöhnlichen Tagesausklang.









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