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Auf dem Münchner Jakobsweg 2. Tag 04.05.23 Hohenschäftlarn – Kloster Andechs 29,7 km

  • Autorenbild: Marko Priem
    Marko Priem
  • 4. Mai 2023
  • 3 Min. Lesezeit

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Es sollte ein spannender Morgen werden. Gegen 4 Uhr werde ich munter und stelle fest, dass mein Handy aus ist und sich nicht mehr einschalten lässt. Alle Versuche scheitern, das Ding stellt sich komplett tot. Damit geht für mich eine rote Lampe an, ich habe ein Problem. Sind auf dem Handy schließlich alle Unterlagen gespeichert. Pilgerführer, Unterkunftsverzeichnis, Deutschlandticket, Landkarten. Ich hatte alles gescannt um Gewicht zu sparen. Das Adrenalin schießt mir so in den Körper, so dass alle Muskel- und Knochenschmerzen auf einen Schlag verschwunden sind. Toll so eine körpereigene Reaktion. Ich spiele alle Varianten durch, das Handy zu tauschen. Vermutlich würde aber mindestens eine Etappe verloren gehen. Ich warte bis 5.30 Uhr und wecke Ramona telefonisch dank der 2. SIM-Karte in der Uhr. Sie recherchiert nun von zu Hause alle Tastenkombinationen sowie nach Apple-Shops unterwegs. Immer wieder probiere ich alle Möglichkeiten das Handy wieder zu starten. Hallo Heiliger Jakob, mach Deinen Job!

Bei einem weiteren Telefonat mit Ramona und der bereits bestimmt 20-fachen Wiederholung schaltet sich das Handy wieder ein. In der Kombination Ramona und Jakob scheint es doch zu funktionieren. Danke Ihr 2! Ramona steht ohnehin dem göttlichen Universum etwas näher als ich. Schlafen kann ich nicht mehr, also frühstücke ich bereits um 7 Uhr. Der Raum ist bereits mit einigen Gastarbeitern gefüllt. Die Jungs schweigen sich an. Ja warum sollen sie groß reden, sie sehen sich den ganzen Tag und Abends auf den Zimmern auch wieder. Ich starte noch vor 8 Uhr, laufe nach Ebenhausen, um wieder auf den Hauptweg zu stoßen. Es ist sonnig und es wird auch schnell warm, so dass ich relativ schnell auf kurzärmlig und kurzbeinig umstellen kann. Unterwegs muss ich mich entscheiden, entweder Richtung Berg zu gehen und dann mit dem Schiff nach Possenhofen überzusetzen oder um die Seespitze nach Starnberg zu laufen. Ich entscheide mich für Starnberg, auch um Wasser zu holen. Dennoch schließe ich nicht aus, auch mal mit dem Schiff zu fahren. Vielleicht am Ammersee. Nach 12 km erreiche ich den Starnberger See. Da es noch recht zeitig ist, hält sich der Tagestourismus noch in Grenzen. In Starnberg kaufe ich ein und laufe einen mir bekannten Weg durch die Maisinger Schlucht. 2 Jungs sprechen mich an und wollen mehr über meine Tour wissen und wo es überall Jakobswege gibt. Eine Bundeswehrsoldatin in Felddienstuniform geht mit 2 Schoßhündchen gassi. Sieht irgendwie lustig aus. Ich erinnere mich, dass an die Maisinger Schlucht ein militärisches Sperrgebiet angrenzt. Als die Schlucht enger wird, mache ich Pause und kühle meine Füße im Wasser. Das Wasser ist braun, nicht schmutzig sondern sehr eisenhaltig. Das stört meine Füße nicht. Nach der Schlucht taucht der Maisinger See auf. Ein schöner Platz zum Verweilen. Ein Renter-Ehepaar spricht mich an und wir stellen fest, dass wir auf gleicher Pilgerschaft sind. Die beiden waren schon in Santiago, aber auch sonst schon viel in Europa zu Fuß unterwegs. Da bin ich also der Anfänger. Wir verabschieden uns mit Buen Camino. Das erste Mal auf diesem Weg. Ich bleibe noch eine Weile am See und lasse den Beiden Vorsprung. Es soll ja jeder seinen Camino gehen. Als ich dann auch weitergehe, grüßt mich eine Frau mit einem Lächeln, als wir an einander vorbei sind, dreht sie sich noch einmal um und ruft mir Buen Camino zu. Jetzt merke ich, dass ich auf dem Weg bin, bekomme gleich Gänsehaut und die Schmerzen am Rücken und an den Beinen werden gleich weniger. Es geht dann noch einige Kilometer durch den Wald, vorbei an der Münchner JVA-Außenstelle und bald befinde ich mich auf dem Kreuzweg, der mich bis zum Kloster Andechs führt. An der Klosterpforte empfange ich wieder stolz meinen Pilgerstempel. Hier treffe ich auch das ältere Pilgerpaar wieder. Meine Unterkunft ist im Ort, also schleiche ich mich langsam wieder den Berg hinunter. Alles schmerzt. Die knapp 30 km spüre ich jetzt deutlich. Nach dem Wäschewaschen und Duschen, geht es noch mal zum Kloster und ich esse in Klosterbräustüberl. Hier treffe ich auch das Paar wieder. Norbert und Inge erzählen mir von Ihren Touren und vor allem von Begegnungen und ermutigen mich auch bis nach Santiago zu gehen. Norbert ist bereits 75, da habe ich schon einen Riesen-Respekt. Beide hätten mich auch viel jünger geschätzt und sind überrascht als ich meine 54 Jahre rausrücke. Norbert möchte mich noch auf ein Bier einladen. Nun ich trinke keinen Alkohol, bin auch zu müde um noch zu bleiben aber wir sehen uns ganz sicher morgen wieder.

Buen Camino


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1 Kommentar


Ralf Merkel
Ralf Merkel
05. Mai 2023

Hallo Marko,

toll, dass du dir deinen Traum erfüllst und uns mit deinen Geschichten und Fotos mitnimmst;-)

Ich wünsche dir auf deinem Weg auf alle Fälle gute Gesundheit, interessante Begegnungen, beherrschbare techn. Herausforderungen und natürlich allzeit schönes Wetter!!

Bis bald.

Gruß

Ralf (von velo-si-ped)

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