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Auf dem Münchner Jakobsweg 3. Tag 05.05.2023 Kloster Andechs – Wessobrunn 24 km

  • Autorenbild: Marko Priem
    Marko Priem
  • 5. Mai 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Mai 2023


Die Technik lässt mich diese Nacht nicht im Stich, einen Wecker brauche ich heute nicht, für das Wecken sorgen um 05.30 Uhr die Kirchenglocken. Ich überprüfe meinen Bewegungsapparat auf Vortagesschäden aber die Schmerzen sind nicht schlimmer geworden. Aber sie sind da. Irgendwie überall. Beim Frühstück bin ich der erste Gast und bin überwältigt von einem tollen Buffet. Vor allem so viele gesunde Sachen, was man beim gestrigen Besuch im Klosterbräustüberl nicht sagen kann. Gut gestärkt jedoch noch etwas unrund marschiere ich wieder auf den Klosterberg um dann durch das wunderschöne Kiental nach Herrsching abzusteigen. Nachdem ich bereits 7.45 Uhr gestartet bin, bin ich im Tal fast allein. Es wirkt fast wie im Urwald. Kurz vor Herrsching kommt mir doch ein Mann mit Hund entgegen. Er erkundigt sich, ob ich den Jakobsweg gehe und erzählt mir, dass er den Weg mit einer größeren Gruppe ebenfalls geht. Sie sind in Herrsching gestartet, dann auch immer etappenweise und sind jetzt schon in Frankreich. Er berichtet mir über die Schweiz, Unterkünfte sind dort überhaupt kein Problem, gibt mir aber den Tipp zum Bayerischen Pilgerbüro, die hier viel unterstützen. Das Tal öffnet sich und es geht an kleinen schmucken Häusern vorbei nach Herrsching. Am Schiffsanleger treffe ich Norbert und Inge wieder und ich freu mich, die beiden wieder zu sehen. Ein weiterer Pilgerer des reiferen Jahrgangs steigt mit aufs Schiff. Er berichtet, dass auch er bereits in Santiago war. Ich bleibe also der Anfänger. Während der Überfahrt berichtet Inge, dass sie sich erst später von Norbert zum Pilgern überzeugen ließ. Die ersten Strecken waren witterungsbedingt nicht so erfolgreich aber irgendwann war sie auch caminoinfiziert. Dass sollte ein Hinweis sein, dass Ramona vielleicht doch noch einsteigt und ich nicht aufgeben soll. Na mal sehen. Norbert kommt beruflich aus der Süßwarenbranche und er erzählt, dass er für Dresden mal ein Schaufelraddampfer 4 m lang aus Schokolade produziert und nach Dresden geliefert hat. Schokolade, mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Und bin ich doch gerade erst Ostern mit so einem Elbdampfer in die Sächsische Schweiz gefahren. Die beiden erzählen mir noch, wie sie die goldene Hochzeit auf dem Pilgerweg gefeiert haben. Sie haben sich extra schicke Sachen aus der Heimat zuschicken lassen um den Tag trotz aller Strapazen würdig zu begehen.

Unsere Schiffspassage endet in Dießen und hier verabschieden wir uns wieder, damit wieder jeder seinen Camino gehen kann. Ich besorge mir im Drogeriemarkt noch Sonnencreme und fülle meinen Wasservorrat auf. Vorbei geht es am Dießener Marienmünster und bald verschwinde ich im stillen Burgwald. Es geht vorbei am Mechthildsbrunnen und an der Burgkapelle. Im Wald gibt es einen Waldkindergarten. Ich glaube, so lernen die Kinder mehr als in langweiligen Schulbüchern. Der Weg zieht sich durch Wälder und Blumenwiesen. Ich treffe unterwegs so gut wie niemanden. Bis auf 2 Frauen mit einer riesigen Docke, die vorher übermütig in einer Pfütze spielt, bis sie angeleint wird, damit ich vorbei kann. Brav. Ich sehe noch ihre nassen Spuren der Pfoten, kommen mir so groß wie von einem jungen Bären vor. Auf einem mit Moos bewachsenen Holzstapel gehe ich das erste Mal an mein mitgenommenes Proviant. Bio-Maronen, sehr gesund und sättigend. Ab nun 100 Gramm weniger im Rucksack. Im Rückblick sehe ich auf einer Anhöhe noch einmal zurück. In weiter Ferne thront noch einmal das Kloster Andechs hoch über dem Ammersee. Kurz vor Wessobrunn eröffnet sich nun ein wunderschöner Blick auf den hohen Peißenberg und auf die Alpen. Nach 24 km erreiche ich das Kloster Wessobrunn. Gleich gegenüber finde ich meinen Gasthof mit schöner Terrasse. Nach dem Wäschewaschen gibt’s dort einen Kaffee. Ich mache noch einen Rundgang über das Klostergelände. Vorbei geht es am Brunnenhaus, der Mariengrotte und Tassilo-Linde. Hierzu gibt es nette Geschichten zum Nachlesen. Meinen Pilgerstempel kann ich mir in der Kirche selbstbedienend abholen. Mein heute wieder gesünderes Abendbrot nehme ich auch im Gasthof schon bei Zeiten Ein. Es ist nicht viel los. Im Gastraum spielen 4 Einheimische Karten und auf der Terrasse sitzen auch 3 Herren in Tracht, die alles bei einem oder mehreren gepflegten Weizen beobachten und um freche Sprüche gegenüber der Wirtin nicht verlegen sind.

Von meinem Bett aus genieße ich

noch den Blick in die Berge und freue mich auf den morgigen Tag.






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