top of page

Auf dem Münchner Jakobsweg 4. Tag 06.05.2023 Wessobrunn – Hoher Peißenberg – Peiting 24,8 km

  • Autorenbild: Marko Priem
    Marko Priem
  • 6. Mai 2023
  • 3 Min. Lesezeit

ree

Als ich gestern noch über das Klostergelände spaziert bin, hatte so ein komisches Gefühl zwischen Ferse und Knöchel. Als ob dort eine kleine Wasserblase ist. Ich konnte aber nichts finden, machte mir auch keine Sorgen, da es nicht schmerzte.

Später Abends zieht eine kräftige Gewitterfront über Wessobrunn. Es blitzt, donnert und regnet kräftig. In der Nacht fasse ich mir an die Stelle am Fuß und es platzt eine Blase und tränkt das ganze Laken mit der Flüssigkeit. Ich schrecke auf, werde munter. Es war nur ein Traum, prüfe meinen Fuß und kann nichts finden. Es ist 2.30 Uhr, vom Gewitter ist nichts mehr zu hören oder zu sehen. Es scheint der Vollmond ins Fenster. Mein Kumpel Steffi schickt mir um die Zeit noch einen Pilgersegen. Er geht wahrscheinlich gerade schlafen, wenn für mich die Nacht schon wieder fast vorbei ist. So ist er eben aber ich habe mich natürlich gefreut.

Ich stehe gegen 6.30 Uhr überraschend schon etwas geschmeidiger auf als nach den ersten beiden Etappen. Das ist ein gutes Zeichen. Nach einem guten Frühstück unterhalte ich mich noch mit dem Wirt. Er erzählt mir, dass sein Geschäft die Pandemie gut überstanden hat. Er hat die Zeit für Renovierung genutzt. 08.00 Uhr starte ich. Nachdem ich den Ort verlasse, geht es über einen steilen Abstieg zum Schittgraben, den ich über eine kleine Holzbrücke überquere. Ich befinde mich nun im Pfaffenwinkel. Die Gegend heißt dank der vielen Kirchen und Klöster in dieser Gegend so. Es geht weiter durch einsame Wälder mit viel Bärlauch, Hochmoorgebieten und weiteren kleineren aber steilen Anstiegen. Dann taucht auch bald der hohe Peißenberg auf. Hier muss ich dann nachher hoch. Bis dahin treffe ich auf der ganzen Strecke weder Wanderer noch Radfahrer und so habe ich Zeit über Gott und die Welt nachzudenken. Mir gehen die Zeilen der Wünsche und Gebete im Gästebuch der Wessobrunner Klosterkirche durch den Kopf. Dort las ich immer wieder Friedenswünsche. Mir fallen jedoch immer wieder Gebete beim Durchblättern auf, mit dem Wunsch, dass der Krieg nicht hier herkommt. Hm, wo anders ist es ok, nur nicht hier bei uns? Das stimmt mich nachdenklich. Ich wünsche mir auch Frieden. Aber eben überall auf der Welt. Egal wie weit weg. In Hohenpeißenberg beginnt nun ein sehr steiler Anstieg auf den Berggipfel. Die einzigen, die ich treffe, ist ein Pärchen, dass den Berg hoch joggt und mir später wieder genau so schnell entgegenkommt. Verrückt. Das muss ich nicht mehr, nicht mit 54 und noch frisch gebackener Opa. Nach nur knapp 4 Stunden bin ich am Gipfel am Kloster angekommen und hier treffe ich nun auf den Tagestourismus, der auf Fahrrädern oder mit dem Auto den Berg erobert. Ich hole mir meinen Pilgertempel und möchte mich so schnell wie möglich dem Tourismus entziehen. Eine Frau aus einer farbenfrohen Rennradgruppe erkundigt sich über meinen Weg. Ich erkläre ihr, dass ich den Münchner Jakobsweg gehe. Ah, sagt sie, „ich dachte, der ist in Spanien?“ Ja genau, deshalb heißt er ja Münchner Jakobsweg, der kann nur in Spanien sein. Ich habe keine Lust auf weitere Erklärungen und ziehe weiter. Der Abstieg auf der anderen Seite ist genauso steil und vor allem auf Grund des Gewitters in der Nacht sehr rutschig und ich muss sehr achtsam sein. Wieder im Tal suche ich den Weg nach Peiting, der irgendwann den Jakobsweg verlässt und ich dort morgen wieder dort hin muss. Ich habe immer noch ein hohes Tempo, dabei treibt mich doch nichts. Oder doch? Es gibt einige gewisse Eckpfeiler meiner Zeitrechnung. 14 Uhr spielen meine Dresdner Goldfüßchen, überraschend doch noch um den Aufstieg in die 2. Liga. So versuche ich noch einiges vom Spiel mitzubekommen. Die ersten 20 min schaue ich im Gehen am Ortseingang Peiting auf dem Handy, bis ich meine Unterkunft finde. Ja ein schweres Laster aber ich komme nicht weg davon. Den Rest kann ich in meiner Unterkunft schauen und die 3 Punkte werden auch eingepackt. In Peiting kaufe ich noch Proviant für morgen ein, da es in Rottenbuch keine Einkehrmöglichkeit gibt. Zwischendurch ruft noch Norbert an und fragt wo ich bin und wie es mir geht. Wir hatten uns gestern nach Dießen und heute den ganzen Tag nicht gesehen. Die beiden sind heute schon nach Rottenbuch, haben versucht, an der Ammerschlucht lang zu gehen, sind jedoch umgedreht, da es zu nass und schlammig war.

Lieber Norbert, liebe Inge, mir geht es gut. Ihr seid jetzt eine Etappe vor mir und ich drücke Euch beide Daumen für Euren Weg. Buen Camino

ree

ree

Kommentare


bottom of page