Auf dem Münchner Jakobsweg 7. Tag 09.05.2023 Lechbruck – Marktoberdorf 27 km
- Marko Priem
- 9. Mai 2023
- 2 Min. Lesezeit

Gestern Abend schrieb mir noch mein ehemaliger Kollege Jürgen, dass er heute an der gleichen Stelle am Lech, wo gestern das Foto entstanden ist, zum Fliegenfischen dort ist. Schade, dass ich schon weiter muss, ich hätte ihn gern getroffen, haben wir doch einige Jahre Tür an Tür zusammengearbeitet. Aber ich habe mich sehr gefreut, von ihm zu hören bzw. zu lesen.
Heute feiere ich zum einen “Bergfescht“ auf dem Münchner Camino und zum anderen auch den fünften gemeinsamen Hochzeitstag mit Ramona. Das erste Mal getrennt. Ich kann Ramona nur beglückwünschen, dass Sie es mit mir schon so lange ausgehalten hat. Ist ja nicht ganz so einfach mit mir ;-). Das Feiern holen wir nach. Zum Frühstück unterhalte ich mich noch mit Herrn Jakob, dem Pensionsbetreiber. Er erzählt mir, dass er letzte Woche seinen besten Freund verloren hat und fragt sich gerade, wie viel Sinn das Ganze mit der Pension hat. Er wirkt traurig und ein wenig verbittert. Ich finde schon, dass er hier viel Liebe reinsteckt. Er ist vor 9 Jahren von Hannover nach Lechbruck gekommen, hatte in der Pension eine ukrainische Familie untergebracht und begleitet. Vor einigen Jahren hat er auch einer irakischen Familie zur Flucht verholfen und dann weiter unterstützt. Wir sind uns einig, dass unsere Flüchtlings- und Integrationspolitik viel Luft nach oben hat, er würde gern mehr tun, fühlt sich aber auf Grund der Gesetze sehr behindert. Wir verabschieden uns und ich starte gleich hinter dem Haus über Wiesen zur Jakobskapelle, die oberhalb von Lechbruck steht. Über dem Lech hängen noch die Nebelschwaden aber die Sonne kämpft sich immer mehr durch. Der Weg führt durch den kleinen Ort Bernbeuren und danach geht es über die Feuersteinschlucht über den 1055 m hohen Auerberg. Von dort hat man eine tolle Aussicht zu den Ammergauer Alpen und ins Allgäu. Beim Abstieg werde ich von einem Wanderpaar angesprochen. Sie erkundigen sich über meinen Weg und als ich ihnen sage, dass ich heute noch nach Marktoberdorf möchte, schauen mich die beiden sehr ungläubig an und das lässt mich nur erahnen, dass ich wohl noch ein ganzes Stück Weg vor mir habe. Sie wünschen mir einen guten Weg und bitten mich für die beiden ein Gebet in Santiago zu sprechen. Dafür bin ich wohl nicht der richtige und ob ich mich in Santiago noch an die beiden erinnern kann? Ich habe jetzt schon Schwierigkeiten, meine bisherigen Etappen aufzuzählen. Und Santiago ist für mich ja noch so weit weg, wie die Erde zum Mond.
Der Weg geht weiter über Stötten über kleinere Straßen und Feldwege. Um die Mittagszeit mache ich mir mit meinem kleinen Primus-Kocher Porridge, Der Kocher macht seinen Namen alle Ehre, das Wasser ist schon nach einer Minute heiß. Gestärkt gehe ich die letzten 10 Kilometer an. In Marktoberdorf finde ich die St.-Martin-Kirche. Eine ältere Frau zeigt mir, wo ich den Pilgerstempel finde. Sie findet es toll, diesen Weg zu gehen, war selbst früher auch schon in Spanien unterwegs. Sie verabschiedet sich mit „Buen Camino„, ich hole mir noch meinen Pilgerstempel und und schleppe mich noch bis zur Unterkunft.



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