Auf dem Münchner Jakobsweg 8. Tag 10.05.2023 Marktoberdorf. – Wald 12,8 km
- Marko Priem
- 10. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit

Nach der gestrigen anstrengenden Etappe kehrte ich abends ins nächstgelegene Lokal, einen Metzgereigasthof ein. Am Nachbartisch saß eine männliche Radlgruppe älterer aber einheimischer Bauart. Man tauschte sich über verschiedene deutsche Radwege aus, leider verstand ich mal wieder nur die Hälfte. Bei mir gab`s Käsespätzle, ich weiß nicht, mit wie viel Käse. Mutig bestellte ich die normale Portion und das ist mir fast zum Verhängnis geworden. Ich glaube, im Lokal habe ich noch nie Käsespätzle gegessen und schon gar nicht mit so viel Käse. Ich hatte das Gefühl, als kleistert`s mir den ganzen Mund zusammen. Vielleicht ist so der Allgäuer Dialekt entstanden. Nein eigentlich möchte ich mich nicht lustig machen. Ich mag ja die verschiedenen Dialekte, besser als dieser immer mehr zusammengewürfelte deutsch-englische Einheitsbrei auch wenn das jetzt modern ist. Ich darf das sagen bzw. schreiben. Bin schon Opa. Und die Leute hier sind wirklich nett. Mit dem letzten Bissen musste ich ganz tief durchatmen, bin ich ja zu stolz um etwas auf dem Teller zu lassen, putzte ihn also mit Ach-und Krach leer. Danach kugelte ich mich aufs Zimmer.
Heute Morgen brauche ich nicht aus dem Fenster schauen, ich habe vor meinem Zimmer ein Glasvordach und höre wie der Regen nur so runterprasselt. Dann schaue ich doch zum Himmel und sehe, wie schnell doch die Wolken ziehen. Vielleicht reißt es doch noch auf. Was für ein Scheiß! Da ist er wieder mein Wetter-Zweck-Optimismus. Natürlich habe ich gestern unterwegs und auch im Lokal gehört, wie besch… das Wetter werden soll. Diesen Optimismus habe ich wohl von meinem Vater. Er hat drohende Regengüsse mit Hochnebel verharmlost und 5 Minuten später hat es dann immer geschüttet.
Beim Frühstück treffe ich nur auf Geschäftsreisende. Pilgerer Fehlanzeige. Neben mir sitzt eine Gruppe Holländer, die entweder Zulieferer, Abnehmer oder Teilnehmer eines Lehrgangs der Firma Fendt sind, die hier in Marktoberdorf Landmaschinen produziert. Ich habe das Gefühl, sie besser zu verstehen, als die Allgäuer, habe ich ja noch ein paar Brocken holländisch auf Grund meines halbjährigen Aufenthaltes in Holland im Hinterkopf. Vor meinem Zimmer steht so eine Schuhputz-Maschine und ich freue mich, mal meine Schuhe reinigen zu können. Funktioniert nicht, der Dreck sitzt so fest, dass das die Bürsten gar nicht schaffen. Warum auch, die Schuhe sehen nach einer halben Stunde wieder genauso dreckig aus.
Ich starte und gehe nochmal zur Ortsmitte um wieder meinen Camino zu finden. Nachdem der Regen tatsächlich kurz pausierte, ging es nun wieder kräftig los. Also Regenumhang raus und umhängen. Am Ortsausgang von Marktoberdorf erkundigen sich zwei Damen, die ihre Hunde ausführen, über meinen Weg, geben mir noch wichtige Tipps, damit ich mich nicht verlaufe. Wir reden über den Camino, über den Allgäuer Dialekt und meine damit verbundenen Schwierigkeiten, bedanke mich aber, dass sie sich Mühe geben, damit ich was verstehe. „jo, wie Allgäuer könn fascht alles“. Wir verabschieden uns, sie wünschen mir einen guten Weg und dann bin ich wieder allein. Das soll auch für den Rest der heutigen Strecke gelten.
Es geht vorbei am Ettwieser Weiher, der als Badeweiher bei schönem Wetter sicher gut besucht ist. Heute bin ich hier allein, setze mich unter ein Vordach, warte den nächsten Starkregen ab und beobachte den Kampf einiger Enten-Herren um eine Enten-Dame.
Danach geht’s über einige Stufen und Anstieg zur Kindle-Tanne und der dort erbauten Kindle-Kapelle. Hierzu gibt es verschiedene Legenden, so dass hier ein Wallfahrtsort entstanden ist. Bis heute hängen besorgte Mütter um ihre Kinder Kleidungsstücke oder Spielzeug an die Tanne. Ich erinnere mich an den Hinweis der Damen und achte darauf, dass ich den richtigen Weiterweg wähle. Ich komme nach Leuterschach, auch ein ganz kleiner Ort, es sind kaum Menschen zu sehen aber dafür werde ich von ein paar Katzen argwöhnisch beobachtet. Die meisten sind ja hier recht scheu, eine ist jedoch so neugierig, schnuppert kurz an meiner Hand und möchte dann am liebsten mit Mautzen und Schnurren mit dem ganzen Kopf in meiner Hand versinken. Gegen Mittag bin ich bereits in Wald, ein kleiner Ort aber mit allem was man braucht. Whisky-Brennerei, Bäcker, Käserei und natürlich die Kirche. Hier hole ich mir meinen Pilgerstempel. Mein Berggasthof ist etwas außerhalb aber dafür wunderschön. Mit Schwimmbad und Saune. Ich gehe erstmal ins Schwimmbad um meine Knochen zu regenerieren, Wasser soll ja da bekanntlich helfen. Dann wird noch mit Käse- und Apfel-Kuchen gesündigt. Hier gibt es auch noch die Schaukäserei und eine eigene Brauerei. Also alles da. Ich genieße mal den freien Nachmittag, da ich morgen eine längere Etappe vor mir habe. Und ich habe Zeit, mal meine Jacke mit durchzuwaschen.






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