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Auf dem Schweizer Jakobsweg 2. Etappe St. Gallen – Ämisegg 25 km

  • Autorenbild: Marko Priem
    Marko Priem
  • 27. Mai 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Ich habe gut geschlafen, bin aber trotzdem relativ zeitig munter. Das Fenster hatte ich gestern lieber geschlossen, da ein großer grauer Rasse-Kater versucht hat, mich über über meinen Fensterzugang zur Terrasse zu besuchen. Ich erteile ihm einen Korb, da ich zu Hause schon ein ähnlich schweres Gerät an Kater als Kumpel habe. Beim Frühstück reden Birgit, Volker und ich noch über bereits erlebte Touren zu Fuß und mit dem Rad. Ich schreibe noch einen lieben Gruß an Toni, dem Betreiber der Herberge ins Gästebuch, ein wirklich netter, unkomplizierter und hilfsbereiter Mensch. Dann wünschen wir uns ein Buen Camino und ich mache mich als erster auf dem Weg. Birgit und Volker sind noch unentschlossen, was sie heute machen. Ich starte bei leichtem Regen, laufe noch einmal durch die Innenstadt. St. Gallen zieht sich äußerst lang. Es geht vorbei an Gewerbegebieten und am Stadtrand vorbei am Tröckneturm, ein ehemaliger Speicher zum Trocknen von  verarbeiteten Textilien. Kurz danach erreiche ich die kleine Jakobskapelle. Zwischen St. Gallen und Herisau  überquere ich den Necker, der hier aus dem Appenzeller Land kommt und weiter Richtung BW fließt.

Nach etwas über 2 Stunden und 12 km erreiche ich Herisau, ein beschaulicher Ort. Hier hole ich mir auch mal wieder einen Pilgerstempel in der Kirche. Den von St. Gallen gab es gestern bei Toni in der Herberge. Ich verlasse den Ort mit einem sehr steilen Anstieg, es lohnt sich aber, da man, oben angekommen, auf diesem Panoramaweg wunderbare Ausblicke auf die Alpen hat. Auf einer Bank unter einer Linde traue ich meine Augen nicht und glaube an Halluzinationen. Sitzen dort tatsächlich Birgit und Volker und machen Rast. Bin ich einen Riesen-Umweg gelaufen oder wirklich so langsam? Ich zweifele im ersten Moment. Die beiden beruhigen mich aber liebevoll, dass Sie mit dem Zug nach Herisau gefahren sind nur bis Schwellbrunn laufen und mit dem Zug wieder nach St. Gallen zurückfahren und dort noch eine Nacht bleiben.

Aber sie zollen mir den größten Respekt für meine gute Kondition. So genau nehmen es die beiden mit dem Pilgern dann doch nicht aber für mich ist das ok. Die Kommentare im Netz finde ich nervig, wenn sich Leute darüber aufregen, daß Unterkünfte vorher gebucht werden, oder mal zwischen durch der Bus genommen wird. Jeder wie er mag, es lebe der Unterschied!

Zu mir selbst bin ich jedoch streng, das einzige was ich mir gönne, ist auch mal mit dem Schiff zu fahren. Aber da gibt es keine Erwartungen an andere. Bei Schwellbrunn bleibe ich mit dem Rucksack irgendwie an einem Weide-Elektrozaun hängen und hole mir irgendwie drei ordentliches Stromstöße durch den Köper. Bin also sehr leitfähig und leidensfähig. Nichts passiert und es geht weiter. Unterwegs beobachte ich die Gewitterlage und halte Ausschau ob immer Häuser oder Höfe in der Nähe sind. 1 km vor meinem Etappenziel erreicht mich dann doch ein kräftiges Gewitter und ich verweile noch eine Dreiviertelstunde in der Garage oder besser Werkstatt eines Hofes. Als Blitz und Donner abgezogen sind, mache ich mich bei leichtem Regen zu meiner Herberge nach Ämisegg. Ich werde herzlich empfangen, bekomme meinen Schlafplatz zugewiesen. Ich werde heute das Lager für mich allein haben. Die Herberge ist auch eine Wohngemeinschaft für ältere Menschen ohne Wohnung, die hier beim Betrieb der Herberge unterstützen. Eine Bewohnerin erzählt mir bei Kaffee und Kuchen, dass sie die einzige Frau neben 4 älteren Herren ist und es nicht immer so einfach hat. Früher war das Haus ein Armenhaus der Gemeinde St. Peterszell, ist nun aber schön hergerichtet und privatisiert. Sauber, nett eingerichtet und auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Von meinem Fenster habe ich einen herrlichen Blick auf die Berge. Mein Pilgermenü besteht aus einem großen gemischten Salat mit Linsen sowie einen Appenzeller Käsekuchen. Also nicht wie in D mit Quark sondern mit Appenzeller Käse. Sättigt gut. Ist ach wichtig, da ich unterwegs nichts gegessen habe. Draußen hat sich es nun eingeregnet und ich verkrieche mich in meinen Schlafsack. Schlaft gut.










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