Auf dem Schweizer Jakobsweg 6. Etappe 31.05.24 Einsiedeln-Brunnen 28 km
- Marko Priem
- 31. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit












Gestern hörte es nicht mehr auf zu regnen. Gern wäre ich nochmal in den Ort gegangen, der wohl in der Schweiz als der bekannteste Wallfahrtsort ist und dieses Jahr auch als das Einsiedler Wallfahrtsjahr ausgegeben wurde.
Nachdem ich aber zu müde war, es ununterbrochen weiter geregnet hat, konnte ich mich nicht mehr aufraffen. Meine Herberge ist ein Bau der 70-er Jahre, ähnlich wie ich sie auf meiner Radtour ans Schwarze Meer in Serbien, Rumänien und Bulgarien gesehen habe. Aber die Herberge ist innen modern und geschmackvoll eingerichtet, es hängen schöne Bilder, zu den Themen Pilgern, Gott und die Welt in den Fluren, im Restaurant gibt es viel Deko und jede Menge Salzsteinlampen. Es gibt Begegnungsräume und eine Kapelle. Sehr schön gemacht. Die Zimmer sind schlicht aber ausreichend. Wer also mal vom Stroh-oder Matratzenlager genug hat, ist das Allegro eine Empfehlung. In der Nacht gibt es dann Geschimpfe auf dem Flur. Ein Mann ruft eine Gruppe junger Damen, die noch ausgelassen feiern zur Nachtruhe-Disziplin. Hier sind noch einige weibliche Sportgruppen aus verschiedenen Länden untergebracht. Es gibt hier also am verlängerten Wochenende irgendwelche sportlichen Wettkämpfe. Geschlafen habe ich trotzdem gut. Der erste Blick früh aus dem Fenster bestätigt nur den Wetterbericht. Es regnet. Zweifel an der Fortführung der Tour schiebe ich bei Seite, wer weiß wie es nächstes Jahr ist. Über die panische Vorbereitung durch Karlchen unserem Gesundheitsminister auf Hitzewellen und Hitzetoten kann ich nur lachen. Obwohl mir bei dem Wetter nicht zum Lachen zumute ist. Ich stehe bei Zeiten auf, da mich heute der höchste Pass auf dem Jakobsweg nördlich der Pyrenäen erwartet und auch neben den Höhenmetern auch wieder mehr Kilometer zu absolvieren sind.
Zuerst geht es noch einmal vorbei am Kloster und durch den Ort. Dann folge ich dem Fluss Alp aufwärts vorbei am Kloster Au bis nach Alptal. Der kleine Fluss wirkt heute auf mich bedrohlich, transportiert er auf Grund der starken Regenfälle Wassermassen ins Tal. Der Weg ist aber noch hoch genug und noch nicht überflutet. Heute ist es keine Genießertour, heute heißt es funktionieren und laufen. Ich lege ein hohes Tempo vor um einigermaßen warm zu bleiben. Nach Alptal beginnt dann der steile Anstieg zum Pass Haggenegg mit seinen 1400 m. Da ich schon relativ weit oben bin, sind nur 400 Höhenmeter zu bewältigen. Unterwegs sind schon einige „Bächli“, die den Weg kreuzen, mit eleganten Sprüngen zu überwinden. Oben am Pass gibt es heute natürlich keine Sicht und ich bin froh, dass es noch nicht schneit. Nach dem Gasthof am Haggenegg geht es dann steil Berg ab. Bis zum nächsten Ort Schwyz sind ca. 900 Höhenmeter Abstieg zu überwinden. Der Weg ist aber etwas besser als beim Anstieg und hier kommen keine „Bächli“ in die Quere.
Der letzte Teil des Abstiegs erfolgt dann auf einer Teerstraße und ich erreiche die Stadt Schwyz, nach der auch dieser Schweizer Kanton benannt ist. Ich besuche die Kirche, hole mir einen Pilgerstempel und mache hier eine kleine Pause um ein wenig abzutrocknen. Nun geht es noch etwas über eine Stunde weiter nach Brunnen am Vierwaldstätter See. Vorher unterquere ich noch die Gotthartstr., laufe ca. 200 m parallel zur Straße bis sie in einem Bergtunnel verschwindet und ich durch wadentiefes Wasser laufe. Der hier verlaufende Holzsteg ist im Wasser bereits verschwunden, ich habe jedoch keine Wahl mehr auszuweichen. In Brunnen gehe ich bis zur Anlegestelle und hole mir einen Fahrplan, da ich morgen mit dem Schiff über den See übersetzen muss. Dann frage ich mich zu meiner heutigen Unterkunft durch. Ich freue mich auf die heiße Dusche. Ich frage den Betreiber, ob ich meine Sachen im Trockner trocknen lassen kann. Er stimmt zu. Das macht es etwas leichter. Die Schuhe werde ich wohl nicht trocken bekommen, aber morgen zügig laufen, dann wird’s schon. Über Facebook habe ich erfahren, dass Erwin von anderen Pilgern getroffen wurde. Ihm scheint es also auch gut zu gehen. Jetzt geht es noch auf Nahrungssuche. Vielmehr geht bei dem Wetter auch nicht.



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