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Münchener Jakobsweg 1.Etappe München Odeonsplatz – Hohenschäftlarn 27,6 km

  • Autorenbild: Marko Priem
    Marko Priem
  • 3. Mai 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Feb. 2024


Jetzt hat es mich also doch erwischt. Jahrelang hat mich dieser Weg nicht in Ruhe gelassen. Filme gesehen, wie „Dein Weg“ oder „Bin dann mal weg“ oder eben Bücher gelesen von Paulo Coelho, Eduard Freudlinger, Bikline-Führer studiert. Immer wieder geisterte der Wunsch in meinem Kopf umher. Im letzten Jahr war es dann soweit, als ich das Buch von Helmut Zissler „Irgendwie nach Santiago. Zu Fuß vom Chiemsee nach Santiago de Compostella“ von meiner Kollegin Eva geliehen bekommen habe. Ausdrücklich wird im Buch noch vor der Camino-Infektion gewarnt aber alles hat nicht geholfen. Nun stehe ich heute am Münchner Odeoansplatz und starte mal den Münchner Jakobsweg bis nach Lindau. Und so soll es dann jedes Jahr ein Stück weitergehen und vielleicht schaffe ich es ja auch nach Santiago. Gestern wurde ich noch gefragt, ob ich jetzt gläubig geworden bin. Nein, na ja vielleicht glaube ich an die Liebe und an das Göttliche. Aber dafür brauche ich keinen Papst und sein Gefolge. Mit dem heiligen Jakob werde ich mich aber sicher noch anfreunden. Am letzten Samstag war ich noch in der Kirche am Jakobsplatz zum Gottesdienst, wo mir feierlich mein Pilgerausweis überreicht wurde. Beim Packen habe ich versucht, mich wieder auf das Wesentliche zu beschränken aber der Rucksack ist für die 2 Wochen wieder schwer genug. Man sagt er soll nicht mehr als 10 Prozent des eigenen Körpergewichts wiegen. Ich glaube aber mit über 8 kg schaffe ich das nicht. Aber deshalb wieder zunehmen, ist ja auch nicht hilfreich. Mein Schatz Ramona hat mir mein Notfallpäckchen wie immer äußerst fürsorglich gepackt. Danke! Auch wenn ich 2016 mal den Kammweg im Vogtland und Erzgebirge 320 km nach Dresden gewandert bin und jeden Tag mindestens 20 km radle würde ich mich als ungeübter Pilgerer bezeichnen. Ich starte also am Odeonsplatz, die Kirchtürme sind nebelverhangen. Gleich werde ich im gebrochenen Deutsch von einem Mann angesprochen. Er sagt, er hat mich in der Kirche gesehen und möchte mit mir reden. Er wirkt gepflegt, hat aber kein Gepäck dabei. Er sucht Arbeit in der Gastronomie. Sollte ja eigentlich kein Problem sein und so verabschiede ich mich höflich und gehe weiter. Mein Weg geht noch einmal an der Jakobskirche vorbei, ich überquere die Corneliusbrücke und laufe nun die Isar auswärts. Ich laufe nun entlang meines Arbeitsradweges, denn ich bis Ende Februar jeden Tag fahren durfte. Ich sende am Tierpark einen Gruß an mein ehemaliges Team und laufe weiter die Isar immer weiter Richtung Süden. Es ist viel los, viele sind laufen oder spazieren mit Ihren Hunden. Einige Hunde treiben ihr böses Spielchen mit den Graugänsen, die lauthals schnatternd das Weite suchen. An der Grosshesseloher Brücke zeigt sich endlich auch die Sonne und dann beginnt auch bald der erste Anstieg aus dem Isartal. Kurz vor Pullach tauchen die hohen mit Stacheldraht geschmückten Mauern des BND-Objektes auf. Von hieraus soll also unsere freiheitlich demokratische Grundordnung von Außen und Innen geschützt werden. Vielleicht waren die letzten 3 ½ Betriebsferien, Ich weiß es nicht und bin froh, dass ich hier schnell vorbei bin. Nach Pullach wird es auf dem Weg immer einsamer. Der Jakobsweg ist mit der gelben Muschel gut beschildert. Ich kapiere bald, dass die Muschel nicht nur den Weg sondern auch die Richtung anzeigt. Das weiß man doch!!! Nein ich hab´s erst jetzt kapiert. Aber das wird alles noch. Ich habe ja auch noch Zeit. Viel Zeit. Um mir einen gewissen Rhythmus anzueignen, entscheide ich mich immer nach 5 km eine Pause zu machen. Funktioniert, die Schultern spüre ich jetzt schon deutlich. Im ständigen Auf und Ab durch den immer grüner werdenden Wald erreiche ich nach 25 km das Kloster Schäftlarn. Wie aus dem Nichts kommt mir vor dem Kloster der Mann entgegen, der mich in München angesprochen hat und spricht mich wieder an. Er möchte mit mir 2 Minuten reden. Gepäck hat er wie auch in München nicht dabei. Ich verspreche ihm, mir nur meinen Pilgerstempel im Kloster abzuholen und ihm dann zuzuhören. Im Klosterladen freue ich mich nun über den 2. Stempel in meinem Pilgerausweis. Den Satz „Der Ausweis ist noch sehr jungfräulich.“ verkneife ich mir lieber, da ich ja nicht weiß, was ich damit hier als fast ungläubiger Pilger auslöse. Aus meinem geplanten Gespräch wird leider nichts, da der Mann wie vom Erdboden verschluckt ist. Ob wir uns noch einmal begegnen? Nun geht es noch einige Kilometer bergauf nach Hohenschäftlarn, wo ich meine Unterkunft direkt am Bahnhof finde. Jetzt geht’s ans Wäschewaschen und zur ausgiebigen Prüfung, wo ich nach den 27 km überall Schmerzen habe.


2件のコメント


sabinefass
2023年5月04日

Ich wünsche Dir einen inspirierenden Weg… lass den Zauber geschehen!Buen Camino!

Eine Caminoinfizierte☺️

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Britta Feierabend
Britta Feierabend
2023年5月03日

Habe jetzt schon Spaß am lesen deiner Reise! Wahnsinn, aber ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute! Wenn einer das schafft, dann du! 👍 Liebe Grüsse Britta

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